NSB-Oste-Tour oder „Die Tour, wo vieles ins Wasser fiel“

Eigentlich…

Eigentlich sollte die Oste in zwei Abschnitten bepaddelt werden, so planten es unsere Organisatoren Ute und Peter: Ab Heeslingen bis Eitzmühlen, am nächsten Tag weiter bis Bremervörde.Ostetour track maps

Eigentlich gab es  Tage zuvor zu wenig Wasser für die Befahrung des Teils oberhalb Eitzmühlen, es gibt für die Oste eine Pegelregelung, welche Abschnitte des Flusses man bei welchem Wasserstand befahren darf. Daher fiel der Teil oberhalb von Eitzmühlen für uns vorläufig ins Wasser. Statt dessen sollte nun die Oste ab Eitzmühlen bis Bremervörde und von da aus am Sonntag noch ersatzweise der tidenbeeinflusste Unterlauf gepaddelt werden. So weit, so gut, eigentlich… Dann gab es ein paar starke Regenfälle, die den Oste-Pegel über Nacht von rund 6,80 (Donnerstag abend) auf ca. 7,60 m (Freitag vormittag) ansteigen ließen, 70 cm mehr als nötig für unser Vorhaben!

Pegel Oste 6-2016
Eigentlich könnten wir dann ja doch den Oberlauf paddeln, wenn so viel Wasser da ist! Super! Leider zogen diese Regen- und Gewitterfronten, die uns diese nötige Extraportion Wasser unter dem Kiel bescherten, nicht rechtzeitig zu Fahrtbeginn ab…

Eigentlich sollte es Freitagabend losgehen, mit Camping und Grillen in Eitzmühlen. Eitzmühlen bzw. der Wittenhof, das ist ein großer, einsam gelegener Hof mit riesiger und freier Zeltwiese direkt an der Oste. Nur eine Handvoll Dauercamper gibt es, nur eine dreiköpfige Familie schien außer uns anwesend zu sein. Gleich nebenan liegt die namengebende alte Wassermühle mit Landfrauencafe.

IMG_0242Allerdings fing es Freitag abend auf dem Weg nach Eitzmühlen an zu regnen. Im Radio hörte man während der Anreise schon Unwetterwarnungen für die zahlreichen Zelter auf dem Hurricane-Festival im nahegelegenen Scheeßel. Eine sehr kräftige Gewitterfront mit Starkregen sei im Anmarsch und in ca. einer Stunde da. Na prima – in einer Stunde wären wir auch da! Ein Blick ins Blitz- und Regenradar ließ nichts Gutes für Eitzmühlen hoffen… Angekommen in Eitzmühlen hatten wir die ganze nasse Wiese im kräftigen Regen für uns allein. Man konnte kaum aus dem Auto raus, ohne gleich durchnässt zu sein. Aus Bremen erreichten uns Nachrichten von heftigem Sturzregen und vollgelaufenen Kellerschächten, welche einige der noch in Bremen sitzenden Paddler dort aufhielten. Die Lust, jetzt unter diesen Bedingungen zu zelten und zu grillen war nur mittelmäßig ausgeprägt. So wurde nach einigem Hin- und Her-telefonieren mit den noch in Bremen weilenden Mitpaddlern beschlossen, erst mal nicht zu campen und das geplante Grillen zum Bootshaus zu verlegen. Womit die erste Zeltnacht in Eitzmühlen buchstäblich ins Wasser gefallen war. Zurück in Bremen regnete es nicht mehr und der Abend klang lecker mit Grillen am Bootshaus aus. Verabredet wurde ein Treffen am nächsten Morgen um 11 Uhr in Heeslingen, paddeln bis Eitzmühlen. Genug Wasser war jetzt da, unwahrscheinlich, dass bei den Regenmengen der Pegel wieder sinken würde.

Das Wetter um 11 Uhr in Heeslingen: Regen. Das Regenradar sagte, zwischen 12 und 13 Uhr würde es besser. Wir machten erst mal Pause bei einem Museumshof in der Nähe, wo wir einen Unterschlupf an ein paar Tischen und Bänken in einer offenstehenden reetgedeckten Scheune fanden, sie erinnerte in ihrem holzigen Vollgestelltsein ein wenig an unser Bootshaus. Dort gab es zwei Riesenstücke ganz frischen Butterkuchen aus dem benachbarten Museums-Steinofen plus Kaffee für nur 3 € pro Person.

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Man war dort erstaunt, dass wir so gerne in der ollen Scheune sitzen wollten? Nachdem der Gewitterregen nachließ, machten wir die Boote startklar und wollten endlich aufs Wasser… da hörte man schon wieder Gewittergrollen in der Ferne! Das Gewitterradar zeigte jedoch, dass es an uns vorbeiziehen würde und wir in die entgegen gesetzte Richtung paddeln würden. Also los!

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Als erstes fielen Ute und Bobby beim Einstieg ins Wasser. Währenddessen fing es erneut an zu regnen… sollte die Paddeltour am Samstag nun auch wegen Regens unmöglich sein und wie das Zelten gestern ins Wasser fallen? Aber Ute zog sich um und Bobby, der Hund, schüttelte sich das Wasser aus dem Fell und sie starteten erneut – und wurden gleich noch mal von oben nass wie alle anderen. Tapfer paddelte die Gruppe bei anhaltendem Regen los. Die Oste hielt allerlei Hindernisse für uns bereit, damit uns nicht langweilig würde. An mancher Stelle war schwer ein Durchkommen durch den dichten überhängenden Bewuchs und man hätte eine Säge gut gebrauchen können.

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Als Bobby bei einem Halt etwas Auslauf bekam und nicht gleich ins Boot zurückfand, rutschte er bei der Gelegenheit eine steile Böschung runter und fiel erneut ins Wasser. Einige Zuflüsse aus den benachbarten Mooren spülten bei dem ständigen Regen sehr reichlich torfig-braunes, aber klares Wasser in die Oste. Irgendwann im Laufe des Paddelns wurde der Regen tatsächlich weniger und wir kamen ziemlich nass und ausgekühlt in Eitzmühlen an. Jetzt noch die Autos holen, Zelt aufbauen, heiß duschen und dann gemütlich was essen… Die Zeltwiese am Hang war an einigen Stellen vom Dauerregen ziemlich sumpfig. Oder sollte man doch unten auf dem Sandhügel am Fluss zelten? Die außer uns als einzige Menschen auf dem riesigen Gelände anwesende Dauercamperfamilie riet uns bei dem ständig steigenden Wasserstand der Oste davon ab, am Flussufer zu zelten. Der Fluss könne durchaus überlaufen und dann stünde der ganze untere Teil der Zeltwiese unter Wasser.
Was an diesem Abend auch noch ins Wasser fiel, war eine heiße, erholsame Dusche nach dem ganzen Regen, der uns im Laufe des Nachmittags durchnässt hatte… Im Waschhaus funktionierten – wahrscheinlich wegen eines Blitzeinschlags einige Tage zuvor – weder Strom noch Warmwasser. So hatte das heftige Gewitter vom Donnerstag uns genug Ostewasser zum Paddeln beschert, aber um den Preis des Warmwassers in der Dusche. Dann also warmes Essen zum Aufwärmen!

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Am Ostestrand gab es Gegrilltes und Lagerfeuer, eine Feuerstelle mit Holz- und Kohleresten war schon da, der Dauercamper hat uns zu den von uns selbst gesammelten Holzstücken ein paar Scheite Holz geschenkt und später noch einen ganzen Topf bereits brennender Scheite. Jedoch begann es im Laufe des Abendessens wieder zu nieseln und irgendwann saßen alle eng aneinander unter einer kleinen Plane und es regnete mittlerweile wieder kräftiger… Man tauschte sich über die verschiedenen Regenradar-Apps aus, wo der Regen denn „so richtig schön“ dargestellt würde. So zog man sich – nachdem die Boote aus der potentiellen Überflutungszone getragen wurden – in die Zelte zurück, während es draußen munter weiter regnete.
Nun ja, schlimmer könnte es am Sonntag kaum noch kommen, oder?
Und es wurde (fast) alles besser! Sonntagmorgen gab es Sonne! Yeah!

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Das Zelt konnte trocknen, ein paar der nassen Klamotten vom Vortag auch. Lecker Frühstück im Sonnenschein auf der Wiese! Na gut, Warmwasser zum Waschen gab es immer noch nicht. Gegen Mittag ging es – ohne Regenjacke sondern im T-Shirt – auf die tatsächlich noch mal etwas angestiegene Oste, wo wieder viele große und kleine Hindernisse auf uns warteten. Einige der niedrig gelegenen Wiesen waren überflutet und ohne den hohen Wasserstand hätten wir an manchen Stellen gar nicht so viel Ausblick auf die umliegende Landschaft gehabt.

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Nur an einer Brücke mussten wir passen: es war zu wenig Platz drunter und so musste umgetragen werden. Bei der Gelegenheit gab es eine Rast auf der Brücke. Auf einer trockenen Wiese gab es eine weitere Pause,

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dann ging es – bei Sonnenschein und Schönwetterwolken, die dafür sorgten, dass einem nicht zu heiß wurde – weiter bis Bremervörde. Ein perfekter Paddeltag! Keiner ist gekentert, kein Regentropfen fiel, es gab reichlich Sonne, dabei war es nicht zu heiß, erfrischender Wind wehte und das alles in der schönen Landschaft! Dazu jede Menge blauer Libellen im Schilf. Das einzige, was am Sonntag ins Wasser fiel, war eine Sonnenbrille. Am Ende war die Fahrt abends in Bremervörde viel zu schnell zu Ende und nach dem sonnigen Tag erschien uns das allseits gegenwärtige kalte Wasser des Vortags, ob aus den nicht endenden Regenwolken, dem ungewollten Kentern, der durchtränkten Zeltwiese, den durchfeuchteten Klamotten und der kalten Dusche nur halb so schlimm. Die ganze Tour war ein großartiges Erlebnis.